Und wieder einmal hat der großartige FC Bayern enorme Sozialkompetenz bewiesen und dem zuletzt durch außersportliche Dinge arg gebeutelten BVB aus Dortmund ein emotionales Erfolgserlebnis gegönnt.
Schon vor dem Anpfiff ermöglichte der FC Bayern in Form des Busfahrers überhaupt das Stattfinden des Spiel, als dieser die Bustüre des schwarz-gelben Busses öffnete. Lt. Drehbuch musste Bayern dem BVB die erste Großchance überlassen, also gaben sie sich im Spiel von Beginn an große Mühe dem BVB entsprechend unter die Arme zu greifen. Lahm ließ Guerreiro mehr als den benötigten Platz und in der Mitte ließ man Aubameyang gewähren, er konnte (durfte?) das frühe Geschenk leider nicht verwerten. Also musste Martinéz nachhelfen, in dem er einen feinen Pass in den Lauf von Guerreiro spielte, Ulreich war wohl noch nicht informiert und lenkte den Ball an den Pfosten, wo Lahm sich wiederrum alle Mühe gab dem heraneilenden Reus bei seinem Abstauber nicht im Wege zu stehen. Um aber den BVB nicht nur einfach so durch „unglückliche“ Gegentore gewinnen zu lassen, musste natürlich die Dramaturgie des Spiels verändert werden. Dazu gehört als Klassiker natürlich dazu, dass Martinéz erst seinen Fehler wieder gut macht, nur um kurz darauf den Ball nur an den Pfosten zu köpfen. Um dem ganzen die Kröne aufzusetzen muss natürlich der Ex-BVB´ler Hummels noch einnetzen. Gesagt, getan. Was fehlt noch? Ach ja, der allgemein hin als „bester Neuner der Welt“ bezeichnete Lewandowski muss natürlich den Chancentod geben, was sein Stuntdouble (Double, lustig 😉 ) vorzüglich umsetzte. Und auch Robben, der so gerne gegen Dortmund trifft, soll seine berühmten Schlenzer nicht allzu genau platzieren, diesmal gerne immer so haarscharf am Pfosten vorbei wäre klasse. Was soll ich sagen, keiner setzt solche Vorgaben präziser um als unser Mr. Wembley. Aber was braucht so ein Spiel noch? Einen Helden! Einen Wendepunkt! Und was Thiago, Lewandowski und Robben in der 63. Minute auf die Fussballbühne gezaubert haben hätte durchaus einen Oscar für die besten Nebenrollen verdient gehabt, aber -ganz ehrlich- die Rolle von Sven „Manni“ Bender konnte keiner dieser 3 toppen. Eine sensationelle Leistung wie er Robbens Schuss mit der Fußspitze an den Pfosten lenkte, von dort aus der Ball die Latte streichelte. Lt. Drehbuch sollte er den Ball nur klären, aber er improvisierte und machte die Szene mit seiner Rettungstat an den Pfosten noch heroischer. Chapeau Herr Bender! Die Bayern waren aber immer noch vorne, also war es an der Zeit dem Spiel die entscheidende Wendung zu verpassen. Alaba hält brav den Abstand zu Dembele und alle anderen geben sich große Mühe Aubameyang am langen Pfosten genügend Freiraum zu geben. 2:2. Wie geht’s weiter? Die Regisseure waren sich anfangs nicht ganz einig, ob Dortmund erst gegen Ende des Spiels den Siegtreffer machen sollte, oder ob Dortmund das Spiel mit einem Doppelschlag dreht und dann heldenhalft den Vorsprung verteidigt. Man entschied sich für die zweite Variante. Das folgende Szenario wird natürlich durch unseren scheidenden Kapitän eröffnet. Wer die Szene genau beobachtet hat, sieht ganz klar wie schwer sich Lahm anfangs tat eine schlampige Ballannahme nachzustellen. Beinahe hätte er seine Rolle verlassen, aber auch hier improvisierte er hervorragend, denn der allgemein als „der nicht zu verteidigende Lahm-Kreisel“ leitete verlorenerweise den Gegenangriff ein, leider vertändelte Reus den Ball in der Mitte leichtfertig, aber Dembele bekam noch eine weitere Chance, die ihm Alaba mit seinem freundlichen Öffnen der Schussbahn zusätzlich erleichterte. Der flinke beidfüssige Dribbler setzte diese Vorgabe hervorragend um, die Einbindung der Latte gab dem Schuss die besondere Note. Die gespielte Verzweiflung der Bayern musste dann noch mit einer irrwitzigen Aktion unterlegt werden, also schlug Thiago einen Freistoss in aussichtsreicher Position nicht aufs Tor, sondern am –auch gut gespielt- verdutzten Lahm ins Seitenaus. Der finale Akt samt verlängerter Nachspielzeit –übrigens ein wunderbar gespielter Verwunderungs-Gesichtsausdruck von Tuchel als er die „fünf“ an der Anzeigetafel sah (Weltklasse!)- und aufopferungsvoller schwarz-gelber Abwehrarbeit, gepaart mit wiederum exzellent verpasster Einschussmöglichkeiten der Bayern, endete in einem schwarz-gelben Jubelmeer und besonders geknickt gespielter rot-weißer Enttäuschung. Der ein oder andere Bayernspieler hätte nach dem Abpfiff seine Rolle noch etwas glaubwürdiger weiter spielen können, einzig Arjen Robben nahm man die gespielte Enttäuschung so richtig ab, aber ich glaube der war schon richtig sauer als ihm am Dienstag das Drehbuch in die Hand gedrückt wurde.
Neben dem nachösterlichen Geschenk für die Ruhrpottler hat das „Scheitern“ noch einen kleinen netten Nebeneffekt. Die Plünderung des Festgeldkontos kann angesichts der verpassten Ziele in den Pokalwettbewerben nun viel besser nach außen verkauft werden.
Also … wieder mal alles richtig gemacht lieber FC Bayern.
Oder einfach nur … Hashtag „miasannett“
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